Mutter Natur ist Königin – nicht umsonst trägt sie unzählige Baumkronen, so auch im UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald. Die Region gilt für viele Menschen als ein Ort der Ruhe, des Zu-sich-selbst-findens, des Stehenbleibens, des Innehaltens und der Entschleunigung. Im Thüringer Wald vereinen sich viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten, Bergbäche fließen in stille Wälder und bunt blühende Wiesen umringen verborgene Moore. Die prachtvolle Flora und Fauna prägt die Natur- und Kulturregion zwischen Suhl, Oberhof, Ilmenau, Masserberg und Schleusingen. 

Satt Land, Fluss: Das Biosphärenreservat Thüringer Wald 

Biosphärenreservate sind Teil der Nationalen Naturlandschaft in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen Nachhaltigkeit und Naturschutz. Die Bergwälder, Bergwiesen, Moore und Gewässer des Thüringer Waldes sind bedeutend für die biologische Vielfalt und setzen sich primär aus Vogelschutzgebieten und Fauna-Flora-Habitat-Gebieten zusammen.

Das Biosphärenreservat Thüringer Wald misst 337 kmFläche und wurde 1979 von UNESCO anerkannt. Die Gegend strotzt nur so vor Diversität: In der Waldlandschaft sind 2600 Tierarten und 1900 Pflanzenarten beheimatet. Kein Wunder, denn das Thüringer Gebirge ist Teil der Umgebung. Breitenbach bildet mit 414 m die kleinste Erhebung, gefolgt vom Großen Finsterberg mit 944,1 m und dem Schneekopf mit 978 m. Der Große Beerberg ist mit 982,9 m am höchsten. 

Das UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald ist eines von 18 Biosphärenreservaten in Deutschland. Die Reservate dienen als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung von internationalem Rang. Sie sind Bestandteil des Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB-Programm) der UNESCO und setzen sich für eine klimaneutrale Zukunft ein. 

Der Thüringer Wald dient dem Hochwasserschutz 

Durch Förderungen von innovativen Modellprojekten werden Schutz und Entwicklung der Natur- und Kulturlandschaften gewährleistet. Doch nicht nur das ­– der Thüringer Wald verringert die Gefahr von Hochwasserspitzen, Sturzfluten und Erosionen.  

Nach langen Winterperioden und mit dem anstehenden Frühjahr fließen große Mengen Schmelzwasser aus Thüringens Mittelgebirgen ab. Viele Flüsse und Bäche schwellen an, um die Wassermassen aufzunehmen. Der porenreiche Waldboden erfasst einen Teil der Niederschläge und verhindert somit Hochwasser im Tal. Schmelz- und Regenwasser werden durch Wurzelwerk und Unterwuchs gebremst und vermindern die Gefahr von Erosionen. Vor allem Moore dienen im Thüringer Wald als Wasserspeicher – das bringt auch wirtschaftliche Vorteile mit sich, denn Sturzfluten und Hochwasserspitzen beeinflussen die Verkehrsinfrastruktur und die Siedlungsnutzung negativ. Jene Naturereignisse verursachten bislang in Deutschland die größten wirtschaftlichen Schäden. 

Der Wald schützt nur begrenzt 

Auch der Thüringer Wald kommt an seine Grenzen, die Anforderungen steigen. Witterungsextreme und Unwetter, bedingt durch den globalen Klimawandel, stellen ein massives Gefährdungspotential für den Wald dar. Vor allem Wälder in Hochwasserentstehungsgebieten benötigen zur Sicherheit besondere Schutzfunktionen, wie zum Beispiel Waldpflege und Durchforstung. Bruch- und Auwälder sind zudem wichtige Überschwemmungsgebiete – Weiden- und Pappelarten, sogenannte Weichholzauenwälder, fangen überschüssiges Wasser an überfluteten Flussniederungen auf. Des Weiteren sind Moore nicht nur Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten und ideale CO2-Senken, sondern auch Rückhalteflächen bei Hochwasserereignissen. Doch die Möglichkeiten der Wasserspeicherungen sind erschöpft. Immer mehr Schmelz- und Regenwasser fließt in die Täler und der Thüringer Wald kommt seinen Anforderungen als Wasserspeicher nur erschwert hinterher. 

Der Baum als natürlicher Luftreiniger

Bäume betreiben Photosynthese und wandeln Kohlendioxid mit Hilfe von Sonnenlicht und Wasser in Traubenzuckerverbindungen um. Das Ergebnis? Reiner Sauerstoff! Demnach sind Bäume, aber auch andere Pflanzen, echte Luftreiniger und Klimaschützer. Wald und Holz können also viel CO2 über Jahrhunderte speichern und verarbeiten. Nicht nur im Baumstamm, sondern auch im Boden, im Humus, in Wurzeln und sogar im Totholz wird das Treibhausgas abgefangen. Fun Fact: Wer viel Wert auf Holz bei der Einrichtung seines Zuhauses legt, trägt auch zum Werterhalt der Umwelt bei und schützt ein Stück weit das Klima. Denn Holz jeglicher Art, ob massive Holzmöbel, alte Holzdielen, Dachstuhl oder Gartenzaun, dient als CO2-Safe.

So wie Moore, Bruch- und Auwälder beugen auch die Bäume des Thüringer Waldes Klimakatastrophen vor. Dass die Wälder dem Klimawandel nicht hinterherkommen, ist lange klar – vor allem, wenn aus wirtschaftlichen Zwecken noch immer Waldrodungen angeordnet werden. Umso wichtiger ist es, mit Waldumbau, Spenden- und Baumpflanzaktionen der Erderwärmung entgegenzuwirken und somit den Thüringer Wald zu erhalten.

Familie wandert durch den Nationalpark Hainich

Was können wir tun? 

Der Thüringer Wald wird dem Klimawandel angepasst. Was genau darunter zu verstehen ist, erklärt ThüringenForst: „Unser Ziel ist ein standortgerechter, baumartenreicher, strukturierter und ungleichaltriger Wald, der dem schleichenden Klimawandel und auch Wetterextremen wie Dürren, Stürmen oder Überschwemmungen Stand hält und zugleich eine nachhaltige, multifunktionale Nutzung ermöglicht.“ Im Weiteren wird der Waldumbau damit begründet, dass reine, gleichaltrige Fichtenwälder ausgedient haben und nicht für alle Waldrisiken geeignet sind. Um einen stabilen Boden und sturm-, sowie schneefeste Wälder zu schaffen, wird der Thüringer Wald mit nicht-heimischen Baumarten unterschiedlicher Wurzeltypen und Kronenformen ergänzt. 

Waldbesitzer*innen und Förster*innen engagieren sich, um künftig noch mehr CO2 in Sauerstoff umwandeln zu lassen und somit den Thüringer Wald vor Naturkatastrophen zu schonen  – denn ein gesunder Wald bindet mehrere Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr. 

Doch auch wir können etwas tun. Zahlreiche Pflanzaktionen benötigen die Unterstützung vieler Hände. Wie das funktioniert? Ganz einfach: Einen Baum spenden und ihn eigenhändig einpflanzen. Pro Aktion kommen dabei die Wurzeln von bis zu 4000 Bäumen im Thüringer Wald unter die Erde. Dabei finden die meisten Treffen im Frühjahr oder im Herbst statt. Gemeinsam mit der ganzen Familie kann an den Pflanzaktionen in der Region teilgenommen werden. 

Der Thüringer Wald ist Schutzzone für viele Tiere, aber auch für die Menschen, die dort leben. Dank seiner Wasserspeicher können Überschwemmungen bislang vermieden und mit Baumpflanzaktionen dem Klimawandel entgegengewirkt werden. Doch jeder Wald kommt an seine Grenzen. Umso wichtiger ist es, die globale Erderwärmung zu verlangsamen und sich bei zielgerichteten Aktionen zu beteiligen: Ob vor Ort beim Selbstanpacken oder mit einer Spende bequem von zu Hause aus – der Thüringer Wald freut sich über jede helfende Hand.