Der Herbst im Thüringer Wald ist nicht nur aufgrund einer besonderen Atmosphäre, der prächtigen, jetzt bunt leuchtenden Wälder und den zahlreichen Ausflugsmöglichkeiten eine Reise wert – auch kulinarisch hat die Region einiges zu bieten: von warm und deftig bis hin zu unwiderstehlich süß. Dabei können Saisonalität, Nachhaltigkeit und Tradition der Thüringer Küche gerade im Herbst besonders gut vereint werden. Diese Leibgerichte der Thüringer*innen schmecken garantiert jedem Familienmitglied: egal ob in einem der zahlreichen Restaurants im Thüringer Wald, selbstgemacht im Ferienhaus im Urlaub oder in der heimischen Küche. 

„Thüringer Klöße, die mag ich sehr“

Ein altes Sprichwort besagt: „Ein Sonntag ohne Klöße verlöre viel von seiner Größe“. Und das passt wohl nirgends so gut wie in Thüringen, wo die berühmten Thüringer Klöße so etwas wie einen Heiligenstatus innehaben. Dabei ist die Entstehung der leckeren Kartoffelknödel auf den Einfallsreichtum der Thüringer Frauen zurückzuführen. Im 19. Jahrhundert versuchten diese nämlich aufgrund einer schlechten Ernteperiode aus Kartoffeln Brot zu backen. Weil das eher weniger gut gelang, experimentierten sie mit einer Mischung aus gekochten und geriebenen Kartoffeln – und erfanden so den Thüringer Kloß. Heute besteht dieser traditionell aus zwei Dritteln geriebener, roher und einem Drittel zerkochter Kartoffel und ist mit Semmelbröseln gefüllt. Dazu wird Braten und Kraut, vornehmlich Sauerkraut oder Rotkohl, serviert. 

Kartoffeln und Rotkohl aus heimischem Anbau 

Die Grundlage der leckeren Klöße bildet also die Kartoffel; und die ist zum Glück zu jeder Jahreszeit verfügbar. Denn auch wenn sie je nach Sorte nur von Juni bis Oktober erntefrisch gekauft werden kann, ist sie als Lagerware das ganze Jahr über erhältlich. Das leckere Gemüse ist nicht nur ein nachhaltiges Produkt, das im Anbau wenig Wasser verbraucht – vorausgesetzt es kommt aus Deutschland –, sondern auch noch eine wahre Vitamin- und Ballaststoffbombe, die lange satt hält. 

Als Beilage zu den Thüringer Klößen wird besonders oft Rotkohl (in Süddeutschland Blaukraut) gereicht – klassisch mit Äpfeln, Zimt und Lorbeerblättern oder auch in regionalen Variationen. Praktisch ist da natürlich, dass das Kraut von Juni bis November Saison hat und auch im Herbst frisch auf dem Teller landen kann. Rotkohl hat außerdem eine relativ gute CO2-Bilanz und lässt sich frisch bis zu drei Wochen und als Glas- oder Tiefkühlware schier ewig lang aufbewahren. Gut für die Verdauung und eine wahre Vitamin C-Bombe ist das Kraut ganz nebenbei auch noch. 

Das Nationalgericht der Thüringer ist also nicht nur traditionsreich und lecker, sondern – wenn gewollt – ein nachhaltiges und gesundes Gericht. Kein Wunder, dass man das Leibgericht der Thüringerinnen und Thüringer in beinahe jedem Lokal im Thüringer Wald genießen kann. 

Wer Thüringer sagt, muss auch „Rostbratwurst“ sagen 

Wenn es um Thüringer Nationalgerichte geht, darf die traditionelle Rostbratwurst natürlich nicht unerwähnt bleiben – und die schmeckt gerade in den kälteren Jahreszeiten, wenn sie frisch vom Grill kommt und den Magen wärmt. 2003 wurde die Thüringer Bratwurst von der EU sogar als „regional geschützt“ anerkannt und darf somit nur in Thüringen hergestellt werden. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Wurst bereits 1404 von einem Jungfrauen-Kloster in Arnstadt, wobei das älteste überlieferte Rezept aus dem Jahr 1613 stammt und sich mittlerweile im Weimarer Staatsarchiv befindet. Seit 1432 untersteht die Bratwurst einem Reinheitsgebot, wonach sie keinerlei Innereien enthalten darf. Immer mehr Bio-Höfe und Betriebe in Thüringen, welche das Fleisch für die Wurst bereitstellen, agieren außerdem nachhaltig; mit nachvollziehbaren Transportwegen und guter Tierhaltung. Dennoch lässt sich auch beim Kauf der Traditionswurst nicht immer zweifelsfrei feststellen, woher das Fleisch kommt. Eine garantiert nachhaltige und ebenso leckere Alternative bietet deswegen die Veggie-Wurst.

Thüringer Gemüsewurst mit saisonalem Gemüse 

Eine 100 Prozent tierleidfreie, ökologische und zudem gesündere Alternative bietet die Veggie-Wurst. Die kann ganz einfach aus Gemüse wie Kartoffeln, Sellerie, Kohlrabi und Erbsen hergestellt werden. Knollensellerie und Kohlrabi haben dabei bis in den Herbst hinein Saison, so dass ihr viele der Zutaten saisonal auf dem Markt oder im Supermarkt kaufen könnt. Für die Gemüsewürste müsst ihr das Gemüse pürieren, würzen und anbraten. Etwas Arbeit ist das schon, macht aber als Familienaktivität eine Menge Spaß. Mit den typischen Bratwurst-Gewürzen Majoran, Kümmel und Knoblauch könnt ihr dabei wenigstens ein bisschen „Thüringer Rostbratwurst“-Feeling aufkommen lassen. Auch wenn die vegane Bratwurst-Alternative natürlich nicht schmeckt wie eine echte Thüringer Bratwurst, ist sie eine leckere und gesunde Alternative. 

Tausend Varianten und ein Blechkuchen 

Der Blechkuchen gehört in Thüringen zu Festlichkeiten wie die dichten Tannenwälder zur Thüringer Natur. Die Rezepte für die Kuchen, die statt in einer Backform auf einem Blech zubereitet werden, werden teilweise seit Generationen in den Familien weitergereicht. Dabei können sowohl Boden als auch Belag sehr unterschiedlich ausfallen. Grundlage ist häufig eine Sandmasse, ein Hefe- oder Mürbeteig. Dem Belag hingegen sind kaum Grenzen gesetzt; von Obst bis hin zu Schmand oder Mohn können die Kuchen je nach Geschmack und Jahreszeit mit allen erdenklichen Zutaten gebacken werden. Deswegen werden für Feste oft sehr viele Kuchen zubereitet, von denen jeder Gast nur ein ganz kleines Stück isst, damit natürlich so viel Kuchen wie möglich probiert werden kann. 

Quitten-Blechkuchen 

Wie wäre es mit einem herbstlichen Quitten-Blechkuchen? Denn das Obst hat von Oktober bis November Saison und macht den Kuchen zu einer verführerischen Herbst-Leckerei. Dabei gehört die Quitte zu den ältesten Kulturobstsorten überhaupt und wurde bereits vor 6.000 Jahren in Babylon kultiviert. Mittlerweile ist das Rosengewächs, das eng mit Apfel und Birne verwandt ist, weniger populär – obwohl es reich an Kalium, Ballaststoffen und Vitamin C ist. Höchste Zeit also, den Ofen anzuschmeißen und einen Blechkuchen mit Quitten zu backen – ideal auch als Nachtisch zu einem leckeren Thüringer Kloß oder der (veganen) Rostbratwurst!