Rosen zum Valentinstag: noch eine Option?
Wie wir unsere Liebe nachhaltig ausdrücken können
Valentinstag — der Tag der Liebe und der Einzige im Jahr, an dem Männer mehr Blumen kaufen als Frauen. Traditionell verschenken wir am 14. Februar Rosen als Zeichen unserer Liebe. Aber wie ist es dazu gekommen? Es gibt unterschiedliche Theorien, wie sich dieser Tag in unseren Kalender eingeschlichen hat. Einige berufen sich auf den heiligen Valentin, als Schutzpatron der Liebenden, der Paare ohne die Zustimmung der Obrigkeit getraut hat. Andere glauben daran, dass nordamerikanische Floristen, die ihr Blumengeschäft ankurbeln wollten, den Tag populär gemacht haben.
Wird der Valentinstag zu einem weiteren Konsumtag? Die Restaurants sind überbucht, die Blumengeschäfte mit Rosen überschwemmt und die Parfümerien und Dessousgeschäfte überrannt. Natürlich finden wir auch Valentinstagskarten und Pralinenpackungen in allen Schaufenstern. An die passenden Geschenkideen werden wir durch Online-Werbung schon Wochen vorher eindringlich erinnert. Besonders rote Rosen werden dabei zu einem erfolgreichen Geschäft.
Kosten Rosen im Jahr durchschnittlich 1,50 Euro, steigt ihr Preis zum Valentinstag auf 3,00 Euro, oder sogar bis auf 5,00 Euro an. Die traditionelle Blumenbotschaft wird zum kapitalistischen Erfolg in der heutigen Konsumgesellschaft. Dabei muss aber nicht mitgemacht werden. Wir hätten da ein paar Ideen, wie sich der Tag der Liebe auch ohne übermäßigen Konsum feiern lässt.
Die rote Rose als Zeichen der Liebe verschenken?
Die roten Rosen sind die Favoriten unter den Valentinstagsgeschenken. Diese blühen jedoch nur im Sommer. Deswegen kommen die roten Liebeserklärungen häufig aus Ecuador, Kolumbien, Äthiopien oder Kenia. Damit diese in ihrer vollen Pracht verschenkt werden können, müssen sie also eingeflogen werden – und das in Millionen. Das bedeutet auch hohe CO2-Emissionen und die Unterstützung von problematischen Produktions- und Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern. Zusätzlich brauchen die Rosen viel Wasser, welches in Kenia ein knappes Gut ist. Die Umwelt wird somit durch die importierten Rosen zum Valentinstag erheblich belastet. Die Alternative aus Holland ist leider nicht ökologischer. Die Zucht in den riesigen Gewächshäusern schadet durch Gase, Pestizide und einen enormen Energie- und Wasserverbrauch der Umwelt und der Gesundheit von Arbeiter*innen sogar noch stärker. Nachhaltigkeit sieht anders aus. Wir zeigen dir ein paar Inspirationen, wie man ökologisch sinnvoll schenken kann:
Müssen es unbedingt Rosen sein? Selbst die Fairtrade-Variante aus Ostafrika, die zumindest strengere Sozialstandards berücksichtigt, schadet der Umwelt. Warum also nicht regional und bio? Frühblüher lautet das Stichwort. Tulpen, Narzissen, Krokusse, Anemonen oder andere Topfblumen sind eine hervorragende und sehr schöne Alternative. Man erfreut sich an diesen auch noch länger, als an Schnittblumen, die zeitnah den Kopf hängen lassen. Und darum geht es doch — unsere Liebsten mit einer Geste nachhaltig zu erfreuen. Diese Freude sollte nicht an eine spezifische Blumenart gebunden sein. Eine weitere gute Idee? Samen für das eigene Blumenbeet oder eine Baumpatenschaft verschenken. Diese Präsente sind für Natur, Tiere und das Klima noch besser. Ganz nach dem Motto: „There’s no Planet B“.
Statt zu konsumieren, sollten wir uns zu den Feiertagen, egal ob am Valentinstag, an Weihnachten oder Ostern, auf das Zwischenmenschliche besinnen. Am Valentinstag bedeutet das, wir zeigen besonderen Menschen unsere Liebe und tun ihnen etwas Gutes.
Zeige deine Liebe wem du willst, wann du willst
Die Vorstellung, dass der männliche Partner in einer Beziehung seiner weiblichen Partnerin, die sich für ihn besonders hübsch macht, am 14. Februar rote Rosen und vielleicht Pralinen, als Symbol seiner Liebe überreicht, ist nicht romantisch. Sie ist veraltet. Jemanden, den man liebt, an nur einem speziellen Tag etwas Gutes zu tun oder in ein schickes und überteuertes Lokal auszuführen, ist nicht up-to-date. Die klassischen Geschlechterrollen und das Bild der romantischen, heterosexuellen Zweierbeziehung, die der Valentinstag bewirbt, entsprechen nicht mehr dem heutigen Zeitgeist. Liebe ist nicht an spezifische Geschlechter und ihre Rollen in einer Beziehung gebunden. Liebe gibt es zwischen allen Geschlechtern und auch in allen Formen, egal ob Partner*in, Freund*in, Mutter, Vater, Kind, Geschwister, Haustier usw. — Liebe ist inklusiv und vielseitig. Dieses kribbelige Gefühl der Zuneigung am 14. Februar zu feiern, sollte nicht nur Menschen in einer traditionellen Beziehung vorbehalten sein. Leider wird dieses Bild noch häufig durch Film, soziale Medien und Werbung vermittelt. Dabei sollte man nicht nur in eine romantische Beziehung investieren!
In Finnland feiert man am 14. Februar „Ystävänpäivä“. Bei dieser Art des Valentinstags erklärt man die eigene Liebe zu Freund*innen. Diese Idee ist inklusiv. Egal, ob Single oder in einer Beziehung, man macht besonderen Menschen eine Überraschung oder unternimmt gemeinsam etwas Schönes. Man nimmt sich Zeit, um besondere Erinnerungen zu schaffen. Neben platonischer Liebe kann auch die Selbstliebe gefeiert werden. Also einfach am 14. Februar genau das tun, was einen selbst glücklich macht. Zum Beispiel einen Selfcare-Tag einlegen und das eigene Ich wertschätzen. Ein nachhaltiger, liberaler und inklusiver Valentinstag entspricht unserer heutigen Gesellschaft besser, als ein traditionell- romantischer Tag für heterosexuelle Paare. Auch sollte man die Liebe, Zuneigung und Freundschaft das ganze Jahr über zeigen und genießen. Nicht nur an einem speziellen Datum. Liebe also wen du willst, auf deine Art, an jedem Tag des Jahres.
Wir schenken individuell und nicht materiell
Natürlich kann man zum 14. Februar eine Liebesbotschaft verschenken. Genauso, wie das an jedem anderen Tag im Jahr auch eine tolle Idee ist. Das geht ohne willenlosen Konsum, denn Nachhaltigkeit ist auch beim Schenken im Trend, um Liebe in allen Formen zu feiern. Verschenken sollte man Zeichen echter Gefühle und Wertschätzung. Diese Geschenke haben oftmals kein Preisetikett. Durch welche Geschenke kann man der Liebe nachhaltig Ausdruck verleihen?
Als liebevolle Geste kann etwas Selbstgemachtes dienen. Gebastelte Valentinskarten, Fotoalben oder eine Playlist mit den gemeinsamen Lieblingssongs sind persönliche Präsente. Auch ein handgeschriebener Liebesbrief kann echte freundschaftliche oder romantische Gefühle transportieren. In diesem kann man beispielsweise vom ersten Treffen oder den eigenen Gedanken zu dem Date berichten. Er kann aufzeigen, was man an seinem/seiner Partner*in besonders mag, wofür man jemandem danken möchte, oder welche Charakterzüge und Erlebnisse den/die Liebste*n auszeichnen. Wem das geschriebene Wort nicht liegt, kann die Liebeserklärung auch backen. Ein mit Liebe selbst gebackener, herzförmiger Schokoladenkuchen zeigt sicher, wie viel der oder die andere einem bedeutet. Zahlreiche weitere DIY-Geschenkideen, wie selbstgeknüpfte Armbänder und Schlüsselanhänger oder Geldbeutel aus Pappe, sind leicht zu googeln. Diese können mit Fotos oder kleinen Anhängern personalisiert werden und Zuneigung ausdrücken.
Es soll nichts Selbstgemachtes sein? Dann wäre eine schöne und nachhaltige Topfpflanze, eine edle Schokolade oder auch Kunst eine gute Idee. Die Kopie eines Werkes des/der Lieblingskünstler*in zeigt besonderes Interesse. Alles natürlich je nach persönlichem Geschmack. Oder noch besser: Verschenke Zeit. Zum Beispiel durch eine Einladung zu einer Aktivität, die man durch Alltagsstress und Arbeit vielleicht schon viel zu lange aufgeschoben hat. Wie wäre es mit einem Ausflug in die Natur? Klettern, Wandern, Radfahren, Schlittenfahren, Eislaufen oder doch ein Flohmarktbummel mit anschließendem Brunch? Auch etwas Neues gemeinsam auszuprobieren und zu lernen, verbindet Menschen nachhaltig. Dazu machen ein mediterraner Kochkurs, das gemeinsame Töpfern oder die ersten Goldschmiedeerfahrungen auch noch richtig Spaß. Wenn es doch entspannter zugehen soll, kann der/die Partner*in mit einer aktiven Auszeit, durch einen Spa-Tag oder einem Paar-Massagetermin, überrascht werden. Solange man sich vorher fragt, was die/der Liebste mag, findet man bestimmt die richtige Idee.
Ein Zusatztipp: All diese Zeitgeschenke lassen sich ohne Ablenkung durch das Handy oder andere Medien am besten genießen.
Romantischere Überraschungen gelingen ebenfalls ohne übermäßigen Konsum. Das Candle-Light-Dinner im eigenen Wohnzimmer oder ein Frühstück im Bett können den 14. Februar auch Zuhause zu einem besonderen Ereignis machen. Ganz ohne Stress durch Reservierungen oder den Druck, das richtige Restaurant ausgewählt zu haben. Die Geste zählt! Also ran an die Vorbereitungen zum hausgemachten Lieblingsgericht, der stimmungsvollen Playlist und dem erstklassigen Home-Service.
Eine Alternative dazu ist eine Reise in die Vergangenheit: Hierzu macht man es sich in einer stimmungsvollen Atmosphäre entweder analog, mit einem Fotobuch und Tee oder digital, mit ausgewählten Fotos auf dem TV oder Beamer, gemütlich. So kann man sich gemeinsam an witzige, schöne, aufregende und romantische Momente noch einmal zusammen erinnern. Oder vielleicht doch eine private Movie-Night? Dazu den/die Partner*in mit dem Lieblingsfilm, Popcorn und einem guten Wein überraschen.
Egal, für welches Geschenk du dich entscheidest — nutze all das, was du bereits hast und äußere ehrlich deine Gefühle. Für mehr Nachhaltigkeit kauft man dazu am besten lokal und regional oder wird selber kreativ. So gelingt nicht nur eine liebevolle und nachhaltige Valentinstagsüberraschung, sondern auch eine romantische oder freundschaftliche Geste, zu jedem Tag im Jahr. Denn vor allem gilt: Der Valentinstag dreht sich um unsere individuellen Herzensangelegenheiten. Also zurück zum Ursprung der Idee: Die Schaffung einzigartiger Erlebnisse, Überraschungen und Erinnerungen.